„Guck mich an, wenn ich mit dir rede!“

Diesen Spruch kennen viele Hundebesitzer aus ihren Kindertagen.

Der Eintrag des Lehrers, die rosa verfärbte Wäsche oder die aufgebrachte Mutter aus der Nachbarschaft verlangten eine Erklärung. Niemand konnte seiner schimpfenden Mutter oder dem anklagend schauenden Vater direkt in die Augen schauen. Der Blick richtete sich auf die eigenen Schuhe, die Fingernägel oder etwas Harmloses seitlich im Blickfeld.
Wir übernehmen viele Verhaltensweisen der damals Erwachsenen unbewusst und wenden diese bei den eigenen Kindern oder bei unseren Hunden an.

Sicher, viele Vergleiche zwischen Hund und Kind sind oberflächlich oder auch falsch. In diesem Fall aber nützt das oben genannte Beispiel, um sich in den Hund hineinzuversetzen und um das eigene Verhalten (objektiv, wenn möglich) zu reflektieren.

 

Hunde meiden Blickkontakt oder wenden den Blick, den Kopf bzw. den ganzen Körper ab, um dem Gegenüber etwas über ihr jetziges Befinden mitzuteilen.

 

Hier ein Auszug möglicher Botschaften, die der Hund an sein Gegenüber sendet:

  • eine Bitte um Abstand
  • Beschwichtigungsgesten, um das Gegenüber nicht zu provozieren und/oder zu besänftigen
  • Zeichen von Unsicherheit, Angst vor dem Gegenüber
  • die Bitte um Beendigung von Drohverhalten (Mensch beugt sich über den Hund und schaut ihm direkt ins Gesicht)
  • der Versuch, einen zu erwartenden Konflikt zu vermeiden

Das Wegschauen ist eine höfliche Geste und dient der Konfliktvermeidung!

 

Viele Hunde (oft Tiere aus dem Tierschutz, die das Handy nicht als ständigen Begleiter kennengelernt haben) schauen z.B. immer weg, wenn das Handy für ein Foto gezückt wird. Es ist ihnen schlicht ungeheuerlich, wenn da plötzlich ein schwarzes Teil in ihre Richtung gehalten wird. Falls dann noch mit Blitz geknipst wird oder das Handy dicht an das Gesicht des Hundes gehalten wird, hat sich die Unsicherheit vor diesem Teil noch bestätigt.

 

Folgende Bilder zeigen das Wegschauen in verschiedenen Situationen:
  • Der Fotograf steht frontal vor dem Hund, Fotoapparat wird in Richtung Hund gehalten.
  • Erstkontakt des kleinen Rüden mit der großen blonden Hündin.
  • Die Hündin schaut den Hund nicht an.
  • In diesem Fall wurde der aufgeregte Kleine schnell ruhiger, obwohl er voller Entzücken war, einen Artgenossen zu treffen, mit dem er eine Weile Kontakt haben konnte und dann noch eine Hündin!
  • Entspanntes Spiel zwischen zusammen lebenden Hunden
  • Es ist ein Zergelspiel, bei dem es auch um den Einsatz von Kraft und um eine Beute geht. Da es aber SPIEL bleiben soll, wird sich nicht direkt in die Augen geschaut. Jedes harte Fixieren würde das Spiel sofort beenden.
  • Der Hund ist unsicher mit der nahen Anwesenheit des Kindes, des Vaters und des „Vehikels“, auf dem das Kind sitzt und sich somit seltsam bewegt.
  • Der Rüde wendet den Kopf ab, hat den Blick gesenkt, die Körperdrehung weg vom Gegenüber wird eingeleitet und die Pfote als Geste der Beschwichtigung oder eigener Unsicherheit gehoben.
  • Interessant: das Kind baut auch Abstand zum Hund auf, indem es sich nach rechts lehnt und meidet den Blickkontakt zum Hund! Die beiden kommunizieren gut miteinander.

Nun seid ihr wieder an der Reihe.

  • Wann meidet euer Hund den Blickkontakt?
  • Wann wendet er den Kopf bzw. den Körper ab?

Schaut euch die Situation, die Umstände an und schon seid ihr auf dem Weg, euren Hund deutlich besser zu lesen.

 

Natürlich gilt auch heute: „Verstehe deinen Hund und er versteht dich.“