Das Thema „Dominanz“ wird in der Hundewelt unwahrscheinlich strapaziert

und sehr oft in negativer Bewertung von Hunden bzw. deren Verhalten verwendet. Es klingt wie ein vernichtendes Urteil, wie ein Stigma.

„Hundemenschen“, (die sich auskennen), deklarieren ein bestimmtes Verhalten eines Hundes als „dominant“, setzen eine wichtige Miene auf und haben auch gleich die passende Lösung: “Das darfst du auf keinen Fall durchgehen lassen!“

Wenn ein Ersthundebesitzer so etwas von einem erfahrenen Hundebesitzer oder einem Trainer zu hören bekommt, dann reagiert er betroffen und erschrocken. Tipps, die dann aus dem Lager Bestrafung kommen, verwirren den unwissenden Hundebesitzer, machen ihn unsicherer und hilflos.

 

Ein einziger Begriff, der falsch interpretiert wird, kann eine Menge Schaden in der Beziehung zwischen Hund und Mensch anrichten. Und das passiert seit Jahrzehnten!

Weißt du noch, wie lange behauptet wurde, dass Spinat so gesund ist, weil er so viel Eisen enthält? Es war eine Falschmeldung, die sich hartnäckig viele Jahre durch die Haushalte der Familien zog!

Das Traurige an der falschen Interpretation des Begriffes ist jedoch, dass im Namen der „Dominanz“ Hunde ungerecht behandelt und streng „gemaßregelt“ werden. Die „Erziehung“ muss jetzt straffer erfolgen, es werden dem Hund Schreckreize und Schmerzen zugefügt.

 

Dabei charakterisiert Dominanz lediglich die Situation einer bestimmten Beziehung zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Der dominantere Hund kann gegenüber dem anderen Hund Aggression einsetzen, muss es aber nicht. Diese Tiere sind selbstsicher, klar in ihrer Körpersprache und relativ gelassen.

Der subdominante gibt dem anderen Hund Raum, verlangsamt sein Tempo, zeigt Beschwichtigungsgesten. Die Initiative geht vom subdominanten Tier in Richtung des dominanten Tieres, von unten nach oben.

Ein souveräner Hund hat eine starke Ausstrahlung, er ist entspannt, freundlich, großzügig – weder aggressiv noch feindselig. Kommt es zu körperlichen Auseinandersetzungen, unterwirft sich der subdominante Hund in aktiver und passiver Demut.

Wenn eine Situation zwischen Mensch und Hund entsteht, in der es um Zugang, inkl. Sicherung einer Ressource geht, dann ist die Sache mit menschlichem Drohverhalten und „sich jetzt aber mal Durchsetzen“ oft nicht zu klären und auch nicht ungefährlich.

Oft liegt dann noch einiges Anderes im Argen und der Blick eines verhaltenstherapeutisch geschulten Profis ist empfehlenswert.

Also: keine Angst – der Hund möchte nicht die Herrschaft in deiner Familie übernehmen, er möchte nicht alle Artgenossen verprügeln und Ressourcen zu sichern ist grundsätzlich auch erstmal normal. 

 

Wenn die eine oder andere Sache übertrieben wird und das Zusammenleben mit dem Hund schwierig ist, dann gibt es professionelle Hilfe mit ganzheitlichem Ansatz.

Schau in den Berufsverbänden der Hundetrainer, frage Besitzer, deren Hunde inzwischen entspannter sind und die augenscheinlich freundlich mit ihren Hunden umgehen nach ihren Erfahrungen.

Viel Erfolg und eine entkrampfte Sicht auf deinen Hund, denn nun weißt du es besser:

den dominanten Hund gibt es nicht!

 

 

     

    Lass dich nicht verunsichern, wenn „Hundekenner“ dir erzählen, dass dein Hund „dominant“ sei und Du daran etwas ändern müsstest.

    Folgende Aussagen stimmen nicht:

    • Der „dominante Hund“ ist aggressiv.
    • Der knurrende Hund ist dominant.
    • Dominanz ist ein Charakterzug.
    • Der Hund, der in der Leine pöbelt, ist dominant.

     

    Für jedes Verhalten gibt es eine Ursache, die untersucht werden muss, um eine Änderung des Verhaltens zu erreichen.  

    Wenn dein Hund z.B. ein Problem bei Hundebegegnung an der Leine hat, dann hat das sicher andere Ursachen als die Absicht, die Hundeweltherrschaft an sich zu reißen…

    Schau dir dazu das Thema Hundebegegnung in unserer Box an sowie die Checkliste „Hundebegegnung an der Leine“.

    Wie im Pöddi erwähnt, findest du hier den Link zu unserem Webinarausschnitt zum Thema “Ausdrucksverhalten des Hundes bei aktiver und passiver Demut”. Es geht um die Körpersprache des Hundes, der in einer bestimmten Situation die dominante bzw. die subdominante Position einnimmt.

     

    Quelle: JamesO’Heare  „Die Dominanztheorie bei Hunden“ ISBN 3-936188-21-1