Bindung zu einem Hund aufzubauen, braucht Zeit.

Eine tiefe Bindung zwischen einem Hund, der aus dem Tierschutz, aus dem Tierheim, aus zweiter/dritter/v… Hand  oder aus übler Aufzucht kommt, ist umso schwieriger.

Das Vertrauen eines Tieres mit unbekannter Vergangenheit oder mit traumatischen Erfahrungen zu gewinnen, braucht viel Feingefühl, Geduld, Zeit, absichtslosen, respektvollen sowie liebevollen Umgang, der Ehrlichkeit und Berechenbarkeit beinhaltet.

Dieses Vertrauen steht lange auf wackligen Füßen und wird immer wieder vom Hund geprüft, denn oft haben sie mehr Misstrauen als Zutrauen. Kleine Begebenheiten, wie Erschrecken durch plötzliches Anfassen oder durch scheppernde Geräusche, gejagt zu werden von anderen Hunden, unheimliche Begegnungen mit quirligen Kindern, können sie völlig aus der Bahn werfen und das zarte Pflänzchen Vertrauen wieder zunichtemachen.

Oft sehen Besitzer die Begebenheit nicht als problematisch an, jedoch hilft dem Hund unsere Einschätzung der Situation als Belanglosigkeit nicht. Deswegen ist das Wissen um die Körpersprache so immens wichtig.

Aber auch zu dem Hund, der eine glückliche Kindheit bei seinem Züchter hatte und nun in seine neue Familie kommt, wird sich eine gute Bindung nicht von allein entwickeln.

 

Es gibt viele Faktoren, die das Entstehen einer stabilen Beziehung beeinflussen.

Dazu gehören u.a.:

  • gemeinsame Umwelterfahrungen,
  • Spiel, inklusive der Spielregeln,
  • genügend Schlaf, Ruhephasen,
  • Training auf Basis positiver Verstärkung,
  • klare Kommunikation, (Ausdrucksverhalten des Hundes zu verstehen ist dafür Voraussetzung),
  • Klarheit über Hausstandsregeln,
  • Beistand, Schutz in bedrohlichen Situationen,
  • Unterstützen beim Meistern von unsicheren oder neuen Situationen,
  • Kenntnis der typischen Eigenschaften, der Bedürfnisse des Hundes und entsprechende Beschäftigung.
Der Hund ist oft draußen für seinen Menschen nicht ansprechbar.

Eine stabile, gute Bindung zum Hund entwickelt sich langsam und es gehört Geduld, Engagement, Aufrichtigkeit und Herzenswärme dazu.

Es wird nicht immer gelingen, denn mancher Hund hat zu lange schlechte Erfahrungen gemacht und bestimmte neuronale Vorgänge und traumatische Ereignisse verhindern, dass der Hund eine sichere Bindung eingehen kann. Aber er kann trotzdem ein Leben voller Vertrauen, Respekt und Sicherheit durch deine Hilfe in seinem neuen Zuhause genießen.

Dafür wünsche ich gutes Gelingen und unterstütze euch gerne auf diesem gemeinsamen Weg.

BINDUNG ist ein großes Wort.

Welche 6 Faktoren bilden das Fundament für eine gute Bindung?

  1. Klare Kommunikation – d.h. du darfst das Ausdrucksverhalten des Hundes lernen und deinem Hund machst du das Erlernen der menschlichen Signale leicht.
  2. Zeit und Engagement: Spaziergänge, Unternehmungen, Abenteuer, Reisen, Spielen und Training fördern das gegenseitige Verstehen und Vertrauen.
  3. Positive Verstärkung: Lob, passende Belohnungen, wertschätzender Umgang sind wichtig für gute Lernerfolge und eine vertrauensvolle Bindung.
  4. Respekt und Fürsorge: das Kennen der typischen Eigenschaften des Hundes, das Verstehen seiner Persönlichkeit und seiner Bedürfnisse, auch seiner Grenzen
  5. Geduld, Verständnis und Wohlwollen: Rückschläge, Stillstand im Training, problematisches Verhalten wie Angst, Aggression, Jagen sind normale Begleiterscheinungen und stellen dich vor neue Herausforderungen.
  6. Vertrauen: ist die wichtigste Bedingung für eine tiefe Bindung. Der Mensch ist berechenbar, seine Handlungen sind vorhersehbar und der Hund fühlt sich wohl und sicher.

Unsere Workshops und Social Walks helfen dir, die Bindung zu deinem Hund zu stärken , indem du deine Möglichkeiten zur Konfliktbewältigung erweiterst, das Ausdrucksverhalten noch klarer verstehst und du somit die Aufmerksamkeit deines Hundes ganz elegant steigerst.

 

Links zu dieser Folge:
Andoggen® Veranstaltungen 2024
Podcast Folge #007 „Mein Hund mag weder Leckerchen noch spielen“

Quelle:
Alexandra Horowitz
„Was denkt der Hund?“
Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2010
ISBN 978-3-8274-2459-4