Wann zeigen Hunde die Vorderkörpertiefhaltung?

Hier ein paar Beispiele:

  • um ein Spiel mit einem Hundefreund einzuleiten (1)
  • während des Spiels mit dem Hundefreund (1)
  • wenn der Hund mit dir spielen möchte (1)
  •  bei Ansicht von einem anderen, unbekannten Hund (danach wird das Hinterteil auch abgelegt) (1),(2),(3)
  •  bei dem Zusammentreffen mit einem unbekannten, älteren oder größeren Hund (2)
  •  wenn ein anderer Hund (still) droht oder bellt (2)
  •  wenn du den Hund greifen willst (2)
  •  wenn du das Geschirr anziehen oder die Leine befestigen möchtest (2)
  •  wenn dein Hund ins Haus kommen soll (2)
  •  wenn du schimpfst, weil der Hund in den Beeten umherspringt (2)
  •  wenn du mit dem Hund etwas übst und er versteht nicht, was du meinst (2)
  •  wenn dein Hund etwas Spezielles (Spielzeug, Kauknochen…) haben möchte (2)
  •  wenn Oma den Hund streicheln möchte (2)
  •  wenn das noch unsicher laufende Kind auf den Hund zusteuert (2)
  •  um mit fremden Menschen Kontakt aufzunehmen (2)
  •  wenn ein jagdlich ambitionierter Hund einen kleinen Hund über die Wiese flitzen sieht (3)
  •  nach dem Ruhen oder Schlafen als Komfortverhalten
  •  wenn der Hund Bauchschmerzen hat
  •  und in vielen anderen Situationen

Allein diese Aufzählung lässt vermuten, dass es sich nicht immer um dasselbe körpersprachliche Signal handeln kann und dass vor allem nicht immer dasselbe damit gemeint ist.

Schauen wir uns das Signal an, welches unter Hundebesitzern als SPIELAUFFORDERUNG = PLAYBOW

bekannt ist und auch so gemeint ist.

KKS

KOPF

  • in Richtung des anderen Hundes, tief zum Boden gehalten oder etwas abgewandt
  • weicher Blick zum anderen Hund oder wegschauen, oft ist das Weiße im Auge zu sehen
  •  Stirnhaut entspannt
  •  Ohren entspannt, aber auch nach hinten gedreht
  •  Maul entspannt, leicht geöffnet
  •  Maulspalte nach hinten geöffnet

KÖRPER

  • Körperschwerpunkt nach vorn/unten
  • Vorderkörper liegt mit der Brust auf dem Boden
  • Vorderbeine weit auseinander, Ellenbogen liegen auf dem Boden, Pfoten zeigen nach außen
  • die Vorderbeine bilden ein „V“
  • weiche, gebogene Rückenlinie
  • Hinterbeine leicht eingeknickt
  • Po in die Höhe gestreckt
  • der Hund sieht kurvig und weich in dieser Haltung aus

SCHWANZ

  • setzt unter der Rückenlinie an, wird über der Rückenlinie locker getragen
  • eingerollt, oft stark wedelnd

In welchen Situationen wird die Spielaufforderung (Playbow) gezeigt?

  • Spieleinleitung und alles, hinter dem du die (1) findest
  • Spielpause für z.B. Rollenwechsel
  • Spielunterbrechung bei zu wildem Spiel
  • Ankündigung (inkl. Spielgesicht): Alles, was folgt, ist Spiel.“

Vorderkörpertiefhaltung als Strategie, einen Konflikt zu entschärfen oder zu verhindern

Der Hund fühlt sich in einer Situation unsicher, eventuell bedroht und wählt die soziale Interaktion, also das „Fiddle about“ bzw. „Flirt“ als Strategie aus den 4 F.

Das Verhalten sieht nach Herumalbern aus, aber so richtig wohl fühlt der Hund sich nicht.

KKS

KOPF

  • in Richtung des anderen Hundes, nicht ganz so tief zum Boden gehalten, etwas abgewandt
  • Blickkontakt wird oft vermieden,
  • Kopf etwas abwenden + wegschauen, oft ist das Weiße im Auge zu sehen
  • Stirnhautnach hinten gezogen
  • Ohren nach hinten gedreht
  • Maul entspannt, leicht geöffnet, angelegt
  • Fang geschlossen

KÖRPER

  • Körperschwerpunkt nach vorn/unten
  • Vorderkörper nicht ganz auf auf dem Boden
  • Vorderbeine weit auseinander, Ellenbogen liegen nicht dem Boden, Pfoten zeigen nach außen
  • die Vorderbeine bilden ein „V“
  • weiche, gebogene Rückenlinie
  • Hinterbeine leicht eingeknickt, zum Wegspringen bereit
  • Po in die Höhe gestreckt
  • der Hund sieht kurvig und weich in dieser Haltung aus

SCHWANZ

  • setzt unter der Rückenlinie an, wird über der Rückenlinie locker getragen
  • eingerollt, vorsichtig wedelnd

Situationen

  • alles, hinter dem du die (2) findest
  • Versuch, ein Spiel zu initiieren, obwohl die Situation etwas angespannt ist
  • der Hund fühlt sich nicht wohl, fühlt sich bedroht, möchte den Konflikt freundlich entschärfen

Vorderkörpertiefhaltung als “PREYBOW”

Diese Form der gebogenen Körperhaltung hat nichts mit SPIEL zu tun, sondern leitet einen Angriff ein.

Das Opfer ist die Beute (PREY), auf die es der Hund mit Vorderkörpertiefhaltung abgesehen hat.

KKS

KOPF

  • in Richtung des anderen Hundes, direkt auf den anderen Hund bzw. die Beute gerichtet
  • fokussierter, konzentrierter Blick zum anderen Hund
  • Ohren nach vorn gerichtet
  • Maul angespannt, geschlossen

KÖRPER

  • Körperschwerpunkt nach vorn/unten
  • Körperachse gerade auf das Gegenüber ausgerichtet
  • Vorderkörper liegt nicht mit der Brust auf dem Boden, wird über dem Boden gehalten
  • Vorderbeine werden parallel gehalten,
  • Ellenbogen können auf dem Boden liegen, Pfoten zeigen nach vorn

SCHWANZ

  • steil aufgerichtet (wenn möglich)
  • zeigt in Richtung des Gegenübers
  • starr

Situationen, die den Preybow auslösen können:

  • alles, hinter dem du die (3) findest
  • ein kleiner Hund, der kurze, abrupte Bewegungen macht,
  • ein ängstlicher, vorsichtiger Hund,
  • ein Hund, mit dem es schon öfter Konflikte gab,

 

  • eine Katze
  • und andere Tiere, die der Hund beobachten kann und welche in sein Beuteschema passen.
  • Und oft ist es eine erlernte Strategie, um unerwünschten Kontakt zu Artgenossen zu vermeiden.

Fazit:

Wenn ein Hund die Vorderkörpertiefhaltung zeigt, ist es keinesfalls immer eine Spielaufforderung.